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Hexen und Verbrecher in Rothenburg: Das mittelalterliche Kriminalmuseum

Mittelalterliche Streckbank aus Holz.
Mittelalterliche Streckbank, Foto: Mittelalterliches Kriminalmuseum Rothenburg.
Eiserne Jungfrau, der vordere Bereich ist löchrig und stark verrostet.
Die Eiserne Jungfrau von Nürnberg, Foto: Mittelalterliches Kriminalmuseum Rothenburg.

Bram Stoker´s Roman "Dracula" aus dem Jahr 1897 ist vermutlich den meisten von uns ein Begriff. Gemeinsam mit Jonathan und Mina Harker, dem Professor Abraham van Helsing und weiteren mutigen Protagonisten entführt uns der irische Autor im Kampf gegen den wohl berühmtesten Vampir der Welt - den Grafen Dracula - tief in die Karpaten und lehrte schon so einigen Generationen das Fürchten.

Die Krimifans und Hobbykomissare unter unseren Lesern müssen gar nicht bis nach Transsilvanien fahren, um sich gehörig zu gruseln. Der Weg ins eigentlich romantische Rothenburg ob der Tauber ist völlig ausreichend, denn mit dem Mittelalterlichen Kriminalmuseum (externer Link, öffnet neues Fenster) in einem ehemaligen Ritterorden sind auch in Bayern kuriose Kriminalfälle und 1000 Jahre deutsch-europäische Rechtsgeschichte, einschließlich Foltermethoden und - werkzeugen (nur zum Anschauen, nicht zum Ausprobieren!) erlebbar.

Das Museum lädt in zwei Gebäuden mit einer Gesamtfläche von 2.500 m² Besucher dazu ein, zu erfahren, wie sich die Rechtskunde vom Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert entwickelt hat.

Mit über 2000 Ausstellungsstücken auf mehreren Stockwerken hat man also eine ziemlich lange Reise vor sich! Mit verschiedenen Medien und Materialien wird der komplette Strafvollzugsprozess, von der damaligen Gesetzeslage bis zur Vollstreckung der Strafe nachvollziehbar gemacht.

So lassen uns prachtvoll gestaltete Rechtsurkunden und -bücher den großen materiellen und geistigen Wert juristischer Schriften der frühen Neuzeit erahnen. Zeichnungen kurioser Kriminalfälle von damals lassen uns hautnah am Tatort dabei sein.

Neben kunstvollen Dokumenten kommt im Kriminalmuseum noch eine ganz andere Facette der deutschen Kriminalgeschichte zum Vorschein: Teil der Sammlung des Museums sind Folterinstrumente, wie beispielsweise eine Streckbank, die neben all dem Schauer, Märchen und der Dunkelromantik verdeutlicht, dass das Mittelalter auch eine dunkle Seite hatte. Bei der Vorstellung darüber, dass tausende Menschen so qualvoll starben, kann man nur erleichtert aufatmen, dass wir uns im 21. statt im 13. Jahrhundert befinden!

Ein wichtiges Exponat ist die Eiserne Jungfrau von Nürnberg. Hierbei handelt es sich um ein Folter- und Hinrichtungsgerät, in dem unter anderem unzüchtige Frauen einen grausamen Tod fanden. Sie wurden in den hölzernen oder metallenen Hohlkörper eingesperrt und anschließend von Metalldornen durchbohrt. Trotz ihrer grausamen Vergangenheit hat die Eiserne Jungfrau seitdem Einzug in die weltweite Populärkultur gehalten, sogar Bram Stoker ließ sich für sein literarisches Werk von ihr inspirieren - allerdings nicht für "Dracula".

Seine Geschichte „Die Squaw" erzählt, was passiert, wenn man bei der Betrachtung des Stückes zu leichtsinnig ist: Ein Besucher der Nürnberger Burg sah sich die Eiserne Jungfrau an und zwängte sich aus Übermut in das dort ausgestellte Exemplar des Gerätes. Durch einen Unfall mit dem Museumswärter, der das Sicherungsseil des Foltergerätes losließ, schloss sich die Tür der Eisernen Jungfrau und der Besucher bezahlte seine Leichtsinnigkeit mit dem Leben. Die Sammlung des Museums ist also in zweifacher Hinsicht von Bedeutung. Neben der historischen Erinnerung an das grausame Rechtssystem des Mittelalters ist sie zugleich Vorlage und Inspiration für literarische Werke von damals und heute.

Mittelalterliches Kriminalmuseum (externer Link, öffnet neues Fenster)
Burggasse 3
91541 Rothenburg ob der Tauber

Telefon: 09861 5359

Sophie den Toom, Jana Walter & Anna Blenninger