Unsere Sehnsucht könnte nicht größer sein! Sehnsucht nach Kunst, nach Kultur, nach Farben, nach Reisen, nach Sommer, Freiheit und Genussmomenten… Seit November warten wir darauf, endlich wieder ins Museum gehen zu dürfen. Einige Ausstellungen mussten schließen, bevor sie überhaupt eröffnet waren… Ein bisschen Geduld müssen wir noch haben, aber dafür wächst und wächst die Vorfreude!
Außerdem könnt ihr die Wartezeit mit vielen tollen digitalen Angeboten überbrücken – die Museen haben ganz wundervoll für euch gezaubert! Aufbruchstimmung, Leichtigkeit und ein frischer Wind: kommt mit nach Italien, an den Starnberger See, lasst euch in Erlangen verführen oder von KünstlerInnen in Fürstenfeldbruck oder Regensburg inspirieren (die Termine können sich aufgrund der aktuellen Pandemie-Situation und Entwicklung noch verschieben).
Erich Heckel. Einfühlung & Ausdruck
Noch bis 6. Juni 2021
Buchheim Museum der Phantasie Bernried

(…) „Und dann ist alles wieder still…
Rainer Maria Rilke
Und weißt du, was mein Leben will,
hast du es schon verstanden?
Wie eine Welle im Morgenmeer
will es, rauschend und muschelschwer,
an deiner Seele landen.“
Raus aus der Stadt und Sehnsucht nach einer Urharmonie mit der Natur – das können wir momentan nur zu gut nachvollziehen. Das Bild „Am Waldteich“ ist ein Klassiker von Erich Heckel, dem großen Maler und Graphiker des Expressionismus und Mitbegründer der Künstlergruppe „Die Brücke“. In seinem 50. Todesjahr widmet das Buchheim Museum ihm eine umfassende Retrospektive.
Bei den 400 Arbeiten ist dank der Zusammenführung der Sammlungen Gerlinger und Buchheim jedes Jahr seines langen Schaffens präsent. 1883 in Döbeln geboren und 1970 am Bodensee gestorben, war Heckel ein empathischer, psychologisch reflektierter und sehr belesener Künstler. Die literarischen Einflüsse in seinem Werk sind spürbar: sein Dialog mit Nietzsche, Dostojewski, Jean Paul, Hölderlin, Rilke und anderen.
Durch eine Gegenüberstellung von graphischem und malerischem Werk wird deutlich, wie sehr sich diese beiden Gattungen in seinem Werk gegenseitig befruchteten. Auch seine Auseinandersetzung mit dem Holzschnitt zeigt wie sehr Heckel die moderne Malerei beeinflusste.
#digitalertipp: mit dem Audioguide könnt ihr in Heckels Landschaften und Bilder eintauchen
Vivian Greven. Apple
Noch bis 30. Mai 2021
Kunstpalais Erlangen

„Adam war ein Mensch: Er wollte den Apfel nicht des Apfels wegen, sondern weil der verboten war.“
Mark Twain
Mensch oder Statue? – Vivian Grevens Figuren (*1985 in Bonn) gleichen zum Leben erweckten Skulpturen – mal aufreizend glänzend, mal geheimnisvoll matt. Ihre sinnlichen Oberflächen und makellose Schönheit, die erotischen Kompositionen, immer wieder durch einen überraschenden, kalten Durchschuss verzerrt, verführen die Betrachter*innen. Die sinnlichen Bilder ihrer neue Serie „Apple“, von der Frucht im Garten Eden bis zum Computer-Logo, machen definitiv Lust auf mehr. Man möchte sie anfassen und berühren…
#digitalertipp: in der Serie „Digitale Kleine Meister“ gibt euch das Kunstpalais-Team kreative Tipps. Der nächste Termin „Vom Positiv zum Negativ. Gemälde und Farben umkehren“, an Beispielen aus der Ausstellung „Apple“, ist am Samstag, 30. Januar 2021, 10.00 Uhr, kostenlos abrufbar auf Facebook, Instagram und Youtube
Frau darf… 100 Jahre Künstlerinnen an der Akademie
Noch bis 26. September 2021
Museum Fürstenfeldbruck

„Denn das Naturell der Frauen ist so nah mit Kunst verwandt.“
Johann Wolfgang von Goethe
Im Wintersemester 1920 nahmen die ersten 17 Frauen das Studium an der Akademie auf. Bis dahin hatten Künstlerinnen nur an einer der zahlreichen privaten Malschulen studieren können, die im Gegensatz zum staatlich geförderten Akademiebesuch sehr teuer waren. Nur wohlhabende Malschülerinnen konnten sich so eine Ausbildung leisten.
In Kooperation mit der Akademie der Bildenden Künste in München wählte das Museum Fürstenfeldbruck 12 Malerinnen und Bildhauerinnen aus. Frauen, denen es gelang, sich im männerdominierten Kunstbetrieb und auf dem Kunstmarkt zu behaupten. Zumindest für einige Jahre, bevor der weibliche Aufbruch von den Nationalsozialisten wieder im Keim erstickt wurde.
#digitalertipp: eine Einführung zur Ausstellung findet ihr auf YouTube und im Blogbeitrag von Verena Beaucamp, Wissenschaftlicher Mitarbeiterin im Museum Fürstenfeldbruck, erschienen im Rahmen der Blogparade #femaleheritage, erfahrt ihr mehr über die Emanzipation der Künstlerinnen
Bertel Thorvaldsen – Bildhauer Ludwigs I.
Ab Öffnung der Glyptothek bis 25. Juli 2021
Glyptothek München

Ein Bewunderer fragte den Bildhauer „Welches ist Ihre bedeutendste Statue?“ Der Künstler antwortete: „Meine nächste“.
Bertel Thorvaldsen (1770-1844)
Noch ist die Glyptothek am Königsplatz hinter einem Bauzaun versteckt, doch bald wird sie nach aufwendiger Sanierung in neuer Pracht erstrahlen und mit einer Sonderausstellung zu Bertel Thorvaldsen feierlich eröffnen. Der 250. Geburtstag des dänisch-isländischen Bildhauers wurde 2020 begangen. Einer seiner größten Verehrer und Auftraggeber war der bayerische König Ludwig I. – die Beziehung zwischen Staatsmann und Künstler sowie ihren heute noch sichtbaren Spuren in München sind Schwerpunkt der Sonderausstellung.
Noch als Kronprinz hatte Ludwig Thorvaldsen die Restaurierung der Ägineten (1816-18) übertragen. Diese früh-griechischen Giebelfiguren vom Aphaiatempel auf der Insel Ägina sind der größte Schatz des Museums. Ihre Restaurierung war ein neuartiges Unterfangen, für das Ludwig mit Thorvaldsen den besten Bildhauer seiner Zeit gewinnen konnte.
#digitalertipp: eine Einführung zum Aphaiagiebel aus Ägina könnt ihr euch auf YouTube ansehen
Unter freiem Himmel
Unterwegs mit Wassily Kandinsky und Gabriele Münter
Noch bis 30. Januar 2022
Städtische Galerie im Lenbachhaus München

„Was an der Wirklichkeit ausdrucksvoll ist, hole ich heraus, stelle ich einfach dar, ohne Umschweife, ohne Drum und Dran.“
Gabriele Münter
Mit dem Fahrrad erkundeten Wassily Kandinsky und Gabriele Münter die oberbayerischen Landschaften rund um Murnau – und auch auf ihren Reisen malten sie, so oft es ging, draußen, direkt vor dem Motiv. Bereits vor der Zeit des Blauen Reiters verband die beiden eine enge künstlerische Beziehung. Die Ausstellung widmet sich erstmals ihren gemeinsamen Wegen in den Jahren von 1902 bis 1908, zeigt kleine Malereien und Fotografien aus den Skizzenbüchern, die unter freiem Himmel und mit leichtem Gepäck entstanden. Etwa in Kallmünz, Rotterdam, Tunis, Rapallo und Paris. Neben den Ölskizzen machte Münter auch zahlreiche Fotografien – ihre Kodak-Rollfilmkamera trug sie stets bei sich.
#digitalertipp: Video-Einführungen mit der Kuratorin Louisa Henn und Matthias Mühling, dem Direktor des Lenbachhauses, geben euch einen Vorgeschmack und entführen euch in die Jahre 1902-1908
Bernd Zimmer – Kristallwelt
Noch bis 6. Juni 2021
Kunsthalle Jesuitenkirche Aschaffenburg

„Der Sinn der Malerei ist nichts anderes, als Licht ins Leben zu bringen und über die Farbe das Licht deutlich zu machen, dass es da ist.“
Bernd Zimmer
Es rauscht, strömt und plätschert – Wasser, die Natur und das Licht sind die Hauptakteure in seinen Bildern. Selbst bei den Wüstenbildern, die sich durch das Fehlen von Wasser auszeichnen. Als Mitbegründer der Galerie am Moritzplatz in Berlin wurde Bernd Zimmer (*1948) in den 1970er-Jahren mit der „Heftigen Malerei“ bekannt. In den vergangenen vierzig Jahren entstand ein bemerkenswertes Œuvre mit mehr als 2600 Gemälden und 4000 Arbeiten auf Papier, in dem die Auseinandersetzung mit der Natur einen zentralen Stellenwert einnimmt: von den dschungelartigen Wäldern der „Kristallwelt“-Serie bis zu den Werken der Reihen „Reflexion“ und „Cosmos“, seiner persönlichen Interpretation des Universums.
#digitalertipp: der Künstler Bernd Zimmer gibt einen sehr persönlichen Einblick in die Ausstellung und seinen Kosmos auf YouTube
Grenzen in der Kunst – Tschechische Kunst in drei Generationen
21. Mai bis 15. August 2021
Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg

„Manche Grenzen muss man überschreiten um zu sehen, wo sie liegen“
Unbekannt
Welche Grenzen kennt die Kunst? Wie reagiert sie auf Grenzen? Was spiegelt sie wider? Der Raum, in dem Kunst entsteht, ist bei den für dieses Projekt ausgewählten Künstlerinnen und dem Künstler entsprechend unterschiedlich, aber teils auch von einem Wechsel des Landes, vom Überschreiten einer Grenze geprägt.
Der Bogen spannt sich von den 1920er-Jahren bis 2019 über drei Generationen, politische Veränderungen und Ländergrenzen hinweg: die surrealistischen Werke von Marie Čermínová/Toyen (Prag 1902–1980 Paris) spiegeln die Existenzängste der Kriegsjahre, vor allem während des Zweiten Weltkrieges. Magdalena Jetelová (*1946) schafft aus dem Klima der politischen Unterdrückung der 1970er/1980er Jahre heraus Kunst, die diese Unfreiheit thematisiert und vor totalitären Regimen warnt. Und Krištof Kintera (*1973 Prag) reagiert in seinen Arbeiten auf die gegenwärtige politische Situation in Tschechien.
#digitalertipp: auf den virtuellen Mittagsführungen erlebt ihr die aktuelle Ausstellung „Peter Weibel – (Post-)Europa? Lovis-Corinth-Preis 2020“ und das KunstKästchen mit kreativen Bastelideen für Kinder könnt ihr im Museum bestellen und abholen
rosalie und wagner. licht – mythos – material
Noch bis 3. Oktober 2021
Richard Wagner Museum Bayreuth

„Wie, hör ich das Licht? Die Leuchte, ha! Die Leuchte verlischt! Zu ihr, zu ihr!“
Tristan in „Tristan und Isolde“ von Richard Wagner
Rosalies Walkürenritt und ihre Bühnenbilder zum Ring der Nibelungen 1994-1998 waren spektakulär. Mit ihren Licht- und Bilderwelten, die sie in Bayreuth schuf, hat sie Festspielgeschichte geschrieben. Das Richard Wagner Museum würdigt die visionäre Stuttgarter Bühnen-Künstlerin in einer poetischen, großen Schau. Ihr überraschender Tod 2017 setzte den damals laufenden Planungen für ein gemeinsames Projekt ein abruptes Ende. Mit der multimedialen Ausstellung beschreitet das ehrwürdige Haus ganz neue, spannende Wege: zu sehen sind Bühnenbildmodelle und Kostümentwürfe, Notizen und Regiebücher, die originalen Kostüme und Requisiten sowie einige wenige Filme und Fotos von Aufführungen.
Durch die großen Glasfronten des modernen Museumsanbaus könnt ihr auch jetzt schon einen Teil der Ausstellung ansehen…
#digitalertipp: hört euch den Podcast zur Ausstellung an, auch auf Facebook
Abb. ganz oben: Max Pechstein, Monterosso al Mare, 1924, Privatsamlung. Foto: Dieter Otto Copyright Pechstein – Hamburg Tökendorf, zu sehen in der Ausstellung Italiensehnsucht!, Museum im Kulturspeicher Würzburg.
Nathalie Schwaiger