Leila ist 6 Jahre alt und hat einen feinen Kunstgeschmack: „Ich mag die Farben. Das Gelb leuchtet schön. Es sieht aus wie ein Spiegelei – das esse ich auch ganz gern – oder es könnte auch eine Schnecke ohne Fühler sein…“. Wenn Leila mit ihren dunklen Zöpfen, der süßen Zahnlücke und ihrem unglaublichen Charme die Bilder erklärt, geht einem das Herz auf und die Kunstbetrachtung macht gleich noch mal soviel Spaß. Ihre Mama arbeitet im Künstlerhaus Marktoberdorf, einem von drei spannenden Kunstmuseen, die sich in der neuen Museumskooperation 3 x Kunst im Allgäu zusammengeschlossen haben. Mit dabei sind außerdem das Kunsthaus Kaufbeuren und die MEWO Kunsthalle in Memmingen.

Das Künstlerhaus Marktoberdorf
Im Künstlerhaus Marktoberdorf, Leilas Lieblings-Museumsspielplatz, gibt es nicht nur Riesen-Spiegeleier an der Wand zu entdecken. Das großformatige Bild von Dieter Krieg ganz oben war übrigens Teil der Ausstellung „bügeln ist nichts für Haufrauen“ 2016. Das Ausstellungshaus überrascht, provoziert und regt gern zum Nachdenken und Diskutieren an. Allein schon mit seiner Architektur. Kaum ein Marktoberdorfer Bauprojekt hat für so viel Gesprächsstoff gesorgt wie das Künstlerhaus, das 2001 eröffnet wurde. Wie eine rote Klinker-Festung steht es im Zentrum der Stadt. Von hier aus startete es seine Kunstoffensive: es ist eine Werkstatt für zeitgenössische Kunst und bietet außerdem tolle Workshops und museumspädagogische Programme für Kinder und Jugendliche. Highlights sind jedes Jahr die Ostallgäuer Kunstausstellung der Stadt Marktoberdorf, die regionale Kunst präsentiert, und alle fünf Jahre die Ausstellung „Junge Kunst“ anlässlich der Vergabe des Förderpreises der Antonia und Hermann Götz-Stiftung.

Die MEWO Kunsthalle Memmingen
„Was heißt denn Mewo?“, würde bestimmt Leila fragen. MEWO steht für Memminger Wohnungsbau eG, denn ihr gehört das ehemalige königliche Postamt direkt neben dem Bahnhof, das sie seit 2005 der Kunsthalle zur Verfügung stellt. Auf 850 qm zeigt sie ein anspruchsvolles, ambitioniertes Ausstellungsprogramm zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, traditionelle Ausstellungen und experimentelle Formate. Die Räume sind auf drei Etagen um den überdachten, hellen Lichthof angeordnet – von der großzügigen, ehemaligen Pakethalle im Erdgeschoss bis zum Grafikkabinett im Dachgeschoss: viel Platz für zeitgenössische Kunst und visuelle Kultur, Gruppenausstellungen und Dokumentationen, Sammlungseinblicke und Einzelpräsentationen junger wie auch etablierter Künstler.
Memminger sollten außerdem unbedingt mal im Atelier vorbei schauen, wo es kreative Kurse für Kinder, Jugendliche und Senioren gibt.

Das Kunsthaus Kaufbeuren
„Das sieht ja wie alt, aber neu aus“, könnte Leilas Kommentar lauten. Und sie hätte absolut recht: Der schmale Baukörper mit dem steilen Dach erinnert an ein mittelalterliches Salz- und Kornstadel. Modern in Material und Details passt sich der Bau aber formal doch der Architektur der Altstadt an. Auf zwei Etagen und 500 Quadratmeter zeigt das Kunsthaus wechselnde Ausstellungen vor allem zur Kunst des 19., 20. und 21. Jahrhunderts und zu kulturhistorischen Themen, aber auch Einzelpräsentationen international bekannter Künstler, historische Ausstellungen und junge Kunst von Fotografie über Bildhauerei, Malerei, Graphik bis zu Videokunst – und auch die Angebote für Kinder und Jugendliche, Ferienprogramme, Führungen, Lesungen und Workshops sind toll.

Bild ganz oben: Leila vor dem Bild von Dieter Krieg, einer Ausstellung im Künstlerhaus Marktoberdorf 2016, Auschnitt aus dem Film „Leila im Museum“ von Frieder Käsmann. Für alle Leila-Fans, die keine Zeit haben zu uns in den Infopoint zu kommen: den Film findet ihr auch auf Youtube.
Nathalie Schwaiger