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"Die Natur selbst war die Baumeisterin" - malerische Parks und Gärten in Bayern

An einem sonnigen Sommertag im kühlen Schatten der Bäume zu spazieren, seltene Pflanzen aus aller Welt zu bewundern oder eine Gondelfahrt zu genießen, das war schon für die Wittelsbacher ein gelungener Zeitvertreib. Zum Glück müsst ihr heute nicht mehr Mitglied der königlichen Familie sein oder sehnsüchtig auf eine persönliche Einladung des Märchenkönigs Ludwig II. warten, um die Pracht der bayerischen Schlossparks zu genießen - für die allermeisten benötigt ihr nicht einmal eine Eintrittskarte.

Ob wild-romantisch, ganz natürlich oder akkurat gestutzt - diese wunderschönen Parks und Gärten werden euch verzaubern!

1. Bastionsgarten der Willibaldsburg Eichstädt/ Oberbayern

Historischer Garten in der Sommersonne mit historischen Pflanzen und Kräutern und einem Springbrunnen
Eichstätt, Willibaldsburg, Bastionsgarten, Blick durch den Garten nach Norden auf einige Beete und den zentralen Springbrunnen,© Bayerische Schlösserverwaltung (Foto: Christa Brand) ©  Bayerische Schlösserverwaltung, Foto: Christa Brand

Ein Hauch von Toskana weht über die Gartenterrassen der Willibaldsburg. Gerade in den Sommermonaten lädt der Bastionsgarten seine Besucher zum Lustwandeln ein. Einst war der "Hortus Eystettensis" Fürstbischof Johann Conrad von Gemmingens (1595-1612) ganzer Stolz. Über tausend verschiedene Pflanzenarten aus Europa, Afrika, Amerika und Asien wuchsen hier, von denen sich viele im rauen bayerischen Klima nur schwer kultivieren ließen. Die ganze Pracht des Gartens hielt der Nürnberger Apotheker Basilius Besler im Auftrag des Fürstbischofs in der gleichnamigen Publikation (externer Link, öffnet neues Fenster) auf zahlreichen Kupferstichtafeln fest; mit einem Seitenformat von 54 mal 45 Zentimetern und einem Gewicht von 14 Kilogramm ein echter Wälzer, der den Garten berühmt machte!

Doch wie der berühmte Garten einmal ausgesehen haben mag, kann niemand mehr genau sagen. Mit der Verlagerung der fürstbischöflichen Hofhaltung im 18. Jahrhundert in die neu erbaute Residenz gerieten die seltenen Pflanzen zunehmend in Vergessenheit. Heute, gut 400 Jahre später, erstrahlt die historische Gartenschönheit in neuer Pracht - als Inspiration für den Wiederaufbau dienten die Kupferstiche des "Hortus Eystettensis".

2. Bayreuth und Umgebung/ Oberfranken

Bayreuth (externer Link, öffnet neues Fenster) ist ein wahres Paradies für Gartenliebhaber: Sei es der Park der Eremitage, der Hofgarten des Neuen Schlosses, oder die etwas außerhalb gelegenen Gärten von Schloss Fantaisie und Sanspareil - jede der markgräflichen Gartenkunstanlagen lädt zum Flanieren ein, vorbei an Pavillons, Felsgrotten und Wasserspielen! Einen Großteil der Anlagen verdanken wir Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, die nicht nur die schönen Künste förderte, sondern auch am Ausbau der Bayreuther Schlösser und deren Gärten beteiligt war. So ließ sie für den Felsengarten Sanspareil in einem Buchenhain mit bizarren natürlichen Felsformationen Szenerienaus François Fénelons Roman "Die Abenteuer des Teelemach" errichten. In einem Brief an ihren Bruder Friedrich den Großen schrieb Wilhelmine über den Felsengarten: "Die Natur selbst war die Baumeisterin." Auch der ursprüngliche Name Sanspareil geht auf den französischen Ausruf für "Ohnegleichen!" zurück.

Es ist wirklich eine Kunst, solche Parks und Gärten anzulegen - das zeigt auch ein Besuch im Gartenkunst-Museum Schloss Fantaisie, das sich ganz diesem Thema verschrieben hat: Von Moden der Gartengestaltung über den Beruf des Gärtners, Werkzeuge und verschiedene Gartenpflanzen bis hin zur Geschichte des Schlosses Fantaisie und seines Parks.

3. Roseninsel im Starnberger See/ Oberbayern

Rosarium auf der Roseninsel bei Feldafing am Starnberger See © Bayerische Schlösserverwaltung

"Liebe die Rose, aber pflücke sie nicht." Dieses Zitat von Edward G. Bulwer-Lytton könnte das heimliche Motto der Gärtnerinnen auf der Roseninsel sein. Unermüdlich werden die unzähligen historischen Rosensorten gehegt, die im geometrisch angelegten Rosarium gedeihen. Die meisten von Ihnen sind als Hochstämmchen gezogen, sodass die weißen, rosa- und lilafarbenen Blüten von Sorten wie Cardinal Richelieu, Chapeau de Napoleon und Prince Noir ihren Betrachtern auf Augen- und Nasenhöhe begegnen können. Zwischen den Rosen wogt leuchtend blaue Katzenminze im Sommerwind.

Heute ist die Roseninsel eng mit dem Namen von König Ludwig II. verbunden, der sie zu seinem privaten Rückzugsort machte. Nur wenige handverlesene Gäste, unter ihnen seine Cousine Kaiserin Elisabeth von Österreich und Richard Wagner, durften sie betreten. Für sich entdeckt hat das Eiland allerdings Ludwigs Vater, König Maximilian II., der es zum privaten Feriendomizil für die königliche Familie machte. Fern ab vom hektischen Treiben des Hofes entstand hier ein intimes Idyll, wo Fliederbüsche und Rosen schon damals - in den Worten der Hofdame Luise von Kobell - ein „ätherisches Geruchskonzert“ anstimmten. Heute muss man zum Glück keine Angehörige der königlichen Familie oder der geladenen Gäste sein, um die Pracht der Roseninsel zu genießen. Ein Teil des Erlebnisses ist außerdem die Überfahrt mit einer Zille – so werden die flachen Holzboote in dieser Region genannt. Diese legen am Glockensteg ab, der am Ufer direkt der Roseninsel gegenüber gelegen ist

Direkt gegenüber von der Roseninsel liegt übrigens der Park Feldafing (externer Link, öffnet neues Fenster), der wunderbare Ausblicke auf den Starnberger See und die Berge ermöglicht.

4. Schloss und Park Schönbusch, Aschaffenburg/ Unterfranken

Die Rote Brücke im Schlosspark Schönbusch, Foto: Lutz Hartmann, Schönbusch10 Rote Brücke(externer Link, öffnet neues Fenster), CC BY-SA 3.0 DE

Eine wild-romantische Schönheit ist der Schlosspark Schönbusch, einer ersten englischen Landschaftsgärten in Süddeutschland. Im Gegensatz zu den akkurat angelegten Zierbeeten der barocken Gartengestaltung soll der englische Garten wie eine natürliche Landschaft wirken. Sanft geschwungene Wege, künstlich angelegte Seen und Hügel, zwischen denen ihr im kühlen Schatten der Bäume spazieren könnt. Angenehme Überraschungen bieten kleine Bauwerke wie die rote Brücke, das Philosophenhaus oder der Freundschaftstempel, die in reizvolle Landschaftsbilder eingebettet wurden. Einen wunderbaren Blick über die gesamte Anlage habt ihr vom Aussichtsturm aus, der erhöht auf einem der künstlich aufgeschütteten Hügel steht.

5. Alpengarten am Schachen, bei Garmisch-Partenkirchen/ Oberbayern

Pulsatilla alpina im Alpengarten auf dem Schachen, Foto: Jennifer Wainwright-Klein, Botanischer Garten München-Nymphenburg

Nur die Harten kommen in den Garten! Das gilt in diesem Fall nicht nur für die vielen Gebirgsblumen, die im Wettersteingebirge auf 1.860 m Höhe gedeihen, sondern auch für die Besucher. Denn der Alpengarten ist nur zu Fuß erreichbar, zum Beispiel über den Königsweg (externer Link, öffnet neues Fenster) von Elmau (Gehzeit ca. 3,5 Stunden) aus. Zart rosafarbene Lilien aus dem Himalaja und südafrikanische Kap-Astern blühen hier in nächster Nähe von Enzian, Alpen-Edelweiß und Küchenschelle. Gerade in den Sommermonaten stehen viele Blumen in Blüte und machen einen Besuch besonders lohnenswert.

Ganz in der Nähe des Alpengartens befindet sich kaum übersehen das Königshaus, das Ludwig II. als persönlichen Rückzugsort errichten ließ. Der Märchenkönig feierte hier alljährlich seinen Geburts- und Namenstag am 25. August. Mit dem Alpengarten hatte er übrigens nichts zu tun, dieser wurde erst viele Jahre nach Ludwigs Tod als Außenstelle des Botanischen Gartens München angelegt. Doch die zarte Schönheit der Alpenblumen hätte Ludwig sicher gefallen.

6. Schlosspark Schleißheim/ Oberbayern

Hofgarten Schleißheim © Bayerische Schlösserverwaltung www.schloesser-schleissheim.de

Im Schleißheimer Schlosspark wächst kein Grashalm am falschen Fleck; alle Hecken und Beete sind akkurat gestutzt. Die symmetrisch angelegten Beete, technisch aufwendigen Wasserspiele und schnurgeraden Sichtachsen des Gartens sollten eindrucksvoll die Herrschaft des Menschen über die ungezähmte Natur, sowie Macht und Reichtum ihres Besitzers demonstrieren. Doch der Schlosspark sollte nicht nur zur Repräsentation genutzt werden. Kurfürst Max Emanuel, der das Neue Schloss erbauen und dazu den Garten nach französischem Vorbild anlegen ließ, hatte ein Faible für Feste, Gondelfahrten, Jagden, das Maillespiel (eine Art Boccia) und andere Abenteuer. Auch die luxuriösen Parkburgen von Nymphenburg gehen auf ihn zurück. Eine neue Residenz außerhalb Münchens, wie sie Max Emanuel vorgeschwebt hätte, wurde Schleißheim aber nicht, der geplante große Schlosskomplex nie fertiggestellt. Glücklicher verlief die Geschichte im Falle des barocken Gartens, der im Gegensatz zu vielen anderen nie nach der neuen Mode des englischen Landschaftsgartens umgestaltet wurde und sich so nahezu unverändert erhalten hat. Ein ganz besonderes Kleinod also!

7. Neue Residenz Bamberg/ Oberfranken

Ein Fest für die Sinne: Der Rosengarten in der Neuen Residenz in Bamberg,© Bayerische Schlösserverwaltung (Foto: Christa Brand)

Ein schattiges Plätzchen mit traumhaftem Blick über die Bamberger Altstadt - doch nicht nur seine Lage macht den den Rosengarten der Neuen Residenz sehenswert. Zwar war die Residenz lange Zeit Wohnsitz der Fürstbischöfe, doch die Rosen kamen erst später hinzu. Nach der Eingliederung des Bistums ins Königreich Bayern zog hier Herzogin Maria Anna in Bayern (1753-1824) ein, die den ehemaligen Barockgarten in ein Rosarium verwandeln ließ. Hunderte Rosen in allen Schattierungen blühen hier noch heute um die Wette.

Ihr könnt nicht genug bekommen von Bayerns zauberhaften Parks und Gärten? In unserer Sommer-Edition der Museumscafés stellen wir euch die schönsten Terrassen mit Schloss-, Park- oder sogar Berg-Blick vor. Für alle, die lieber das wilde Bayern erkunden, haben wir 11 Natur-Wanderungen, Lehrpfade und Spaziergänge für euch gesammelt, die gerade mit Kindern viel Spaß machen und die ihr wunderbar mit einem Museumsbesuch kombinieren könnt.

Anna Blenninger