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Bayern und Griechenland - eine weiß-blaue Geschichte

Der junge Otto König von Griechenland. Porträt von Friedrich Dürck 1833 nach Joseph Stieler 1832
Einzug von König Otto in Nauplia, der damaligen Hauptstadt Griechenlands, am 6. Februar 1833
Ein Wittelsbacher, der sein Herz an Hellas verloren hatte: Otto König von Griechenland. Colorierte Lithographie nach Dietrich Monten um 1835
Auch Amalie, Königin von Griechenland, war ihrer neuen Heimat sehr verbunden und setzte sich für die Rechte der Bauern ein. Öl auf Leinwand von Friedrich Becker, 1849

Die Blogparade „Europa und das Meer – Was bedeutet mir das Meer?“ #DHMMeer (externer Link, öffnet neues Fenster) des Deutschen Historischen Museums führt uns heute ins ferne Griechenland - und doch bleiben wir mit einem Bein in Oberbayern. Wie das geht? Und was Bayern mit dem Meer zu tun hat? Lest selbst:

Bayern liegt nicht am Meer... das stimmt zwar, auch wenn es "gefühlt" natürlich ein bayerisches Meer gibt - den wunderschönen Chiemsee! Dennoch haben der Freistaat und das ferne Griechenland an der Ägäis und am ionischen Meer tatsächlich einiges gemeinsam. Da wären zum einen die schmucken weiß-blauen Flaggen. Blau könnte so schön für den Himmel und das Meer stehen... Und das Weiß für die schneebedeckten Berge und die Marmor-Säulen vor der Akropolis...
Außerdem aber verbindet sie Otto. Otto von Bayern war von 1832 bis 1862 der erste König von Griechenland. Deshalb erinnern in Ottobrunn, einer Gemeinde südöstlich von München, eine antike Säule im dorischen Stil mit der Büste des jugendlichen Prinzen und das Otto König von Griechenland Museum an den leider wenig glücklichen Monarchen.

Ottos Vater, König Ludwig I. von Bayern, war ein großer Bewunderer und Fan der griechischen Antike und hellenistischen Kultur. So verdankt Bayern Ludwig I. unter anderem sein "y", denn er war es, der 1825 per amtlichem Erlass verfügte, dass "Baiern" künftig mit griechischem Ypsilon geschrieben werden solle. Der König liebte und förderte weiterhin die klassizistische Architektur, wie zahlreiche Bauten in Bayern wie etwa der Königsplatz in München, der Bahnhof in Erlangen, die Innenausstattung von Schloss Ehrenburg in Coburg oder das Pompejanum in Aschaffenburg verraten.

Außerdem schickte er seinen zweiten Sohn als ersten König in das nach dem Befreiungskrieg zerstrittene Hellas. Griechenland war, nachdem es 1830 seine Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich erkämpft hatte, in eine innenpolitische Krise geraten. Nach dem Ende ihres Freiheitskampfes von 1821 bis 1829 und der Ermordung ihres ersten Präsidenten Kapodistrias war der Aufbau des neuen Staates nicht geglückt. Daraufhin einigten sich Großbritannien, Frankreich und Russland darauf, aus strategischen Gründen einen europäischen Fürsten an die Staatsspitze zu setzen. Nachdem mehrere Kandidaten abgelehnt hatten, fiel die Wahl auf Otto: Am 6. Dezember 1832 brach der 17 jährige zu seiner langen Reise nach Griechenland auf.

Auf dem englischen Kriegsschiff "Madagascar" erreichte der Prinz die ionischen Inseln. Die erste nahe Korfu, die er betrat, trägt bis heute noch seinen Namen: Othoni. Von dort ging seine Reise weiter nach Nauplia auf dem Peloponnes, der damaligen griechischen Hauptstadt. Richtig akzeptiert wurde der bayerische Otto von den Griechen nie, deshalb durfte er sich auch nie "König der Griechen", sondern nur "König von Griechenland" nennen. Ottos Verdienste liegen vielmehr darin, dass er Athen wieder zur Hauptstadt erklärte, eine Universität, Schulen, Krankenhäuser, Justizgebäude und ein Schloss am Syntagmaplatz baute, wo bis heute das griechische Parlament tagt. Außerdem holte König Otto zahlreiche bayerische Handwerker in den Süden, darunter war auch Johann Fix, Sohn eines Bergmannes aus Edelbach im Spessart. Er gründete eine eigene Brauerei und hielt mit der Marke FIX fast 100 Jahre das Bier-Monopol in Griechenland.

"Griechenland, mein Griechenland, mein liebes Griechenland!", das sollen die letzten Worte von Otto Friedrich Ludwig von Wittelsbach gewesen sein, als er 1867 im Bamberger Exil starb. Auch wenn ihm seine Regentschaft wenig Glück und Beliebtheit bei den Griechen beschert hatte - fünf Jahre zuvor war er während einer Reise auf die Inseln durch einen Militärputsch abgesetzt worden - so liebte er das Land, das Meer und die klingende Sprache bis zu seinem Tod. Seine Frau Amalie und er hatten beide fließend Griechisch gelernt und Otto bestand nach seiner Rückkehr nach Bayern darauf, nur noch die Fustanella, den typischen weißen Rock mit seinen 400 Falten, zu tragen und darin begraben zu werden. Auch der Hofstaat in der Neuen Residenz in Bamberg war in griechischer Tracht eingekleidet und jeden Abend trafen sich Otto und Amalie von sechs bis acht Uhr zur Griechisch-Konversation.

Das Otto König von Griechenland Museum in Ottobrunn will an die Inhalte und Ideale erinnern, die dem europäischen Philhellenismus, dem griechischen Freiheitskampf und dem jungen griechischen Staate zugrunde lagen. Es soll ein kultureller Mittelpunkt in Ottobrunn sein, wo die Besucher erleben und verstehen, wie wichtig die damalige europäische Geschichte für uns heute ist, wie vergleichbar politische Fragen von damals mit den heutigen sind: individuelle Freiheit, nationale Souveränität, Staatsverschuldung, Fremdenfeindlichkeit und Toleranz. So kann eine Brücke geschlagen werden von den historischen Vorgängen damals zur heutigen Situation in Europa.

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Otto König von Griechenland Museum (externer Link, öffnet neues Fenster)
Rathausstr. 3
85521 Ottobrunn

Tel. 089-60 80 81 41

Öffnungszeiten: Do 15-18 und Sa 10-13 Uhr

Dieser Beitrag erscheint im Rahmen der Blogparade „Europa und das Meer – Was bedeutet mir das Meer?“ #DHMMeer (externer Link, öffnet neues Fenster) des Deutschen Historischen Museums.

Foto oben: Trauriger Abschied des Königspaares von Griechenland - 1862 müssen Otto und seine Frau Amalie das Land für immer verlassen. Lithografie 1862

Nathalie Schwaiger