Plastik? Dieser „Kunst-Stoff“ schimmert und glänzt eher wie Stahl, Bronze, Marmor oder Granit! Die Außenplastiken aus der Sammlung des Kunstforums Ostdeutsche Galerie verwandeln den Regensburger Stadtpark in einen luftigen, grünen Open-Air-Skulpturengarten – im stillen Dialog mit Wiesen, Wegen, Teich und mächtigen alten Linden. Kommt mit auf einen Spaziergang durch ein verwunschenes Königreich von Lind- bis Sommernachts-Grün!
Ein Gastbeitrag vom Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg
Immer wieder anders und in einem neuen Licht präsentieren sich die 14 Skulpturen in der Stadtoase der Welterbe-City in der Oberpfalz – je nach Wetter und Jahreszeit. Das Kunstforum Ostdeutsche Galerie lädt ein, diese wunderbar inspirierende Sammlung im Freien – als Verlängerung des Museums – zu besuchen.
Hellgrüne Blätter regnen hinter dem „Eckzeichen“ von Otto Herbert Hajek herab, an das sich umherstehende Steine anlehnen. Still steht die Plastik am Weg vor den großen roten Säulen – sie sind das markante Erkennungszeichen am Eingang ins KOG, das im nördlichen Teil der größten und ältesten Grünanlage der Stadt seinen Platz hat. Die Linden wurden hier bereits ab dem 16. Jahrhundert gepflanzt, deshalb heißt dieser Teil für Locals auch nur „Unter den Linden“ – ein Hauch Berliner Luft an der Donau…

Auf der anderen Seite ragt der „Große Torso“ von Herbert Peters aus dem sattgrünen Wiesenmeer. Ben Muthofers „Lichtstele“ scheinen die blühenden Linden mit ihren schmalen Ästen berühren zu wollen. Bei Tag strahlt das Weiß den Betrachter an, bei Nacht verwandelt sich die schlanke, aufstrebende Plastik in ein Lichtobjekt. Der Weg führt uns weiter zu Hans Joachim Albrechts „Aufbruch einer Schreitenden“, die von den Sonnenstrahlen an der Nase gekitzelt wird.

Willy Lütckes „Stele“ wächst wie eine Pflanze aus dem Boden und wirkt, als wolle sie, bereit zur Metamorphose, sich mit der umliegenden Vegetation verbinden. Ein paar Schritte weiter versucht Hans Joachim Albrechts „Großer Kopf, lauschend“ (siehe Bild ganz oben) aus seinem Versteck zwischen büschelgrünen Gräsern das Stimmengewirr des Parks wahrzunehmen. Neben ihm verschmilzt die granitschwere „Teilung“ von Walter Grill mit ihrer Natur-Kulisse zu einem Gesamtkunstwerk.

Mitten in einem kleinen Brunnen steht die „Große Fußwaschende“ von Herbert Volwahsen, als würde sie nach einem langen Arbeitstag ihre Füße in das kühle Nass halten wollen. Doch das Wasser erreicht ihren schmalen Fuß nicht. Wie gut kann man die sanfte Enttäuschung in ihren Gesichtszügen bei diesen heißen Temperaturen verstehen.

An einer Kreuzung im Park stellt sich uns plötzlich Waldemar Grzimeks „Bedrohter II“, mit geballten Fäusten, und wachem Blick entgegen – nicht erschrecken, gerade in der Nacht kann er ganz schön unheimlich wirken! Er bewegt sich am Rande des Geschehens im dunkelgrünen Schatten. Fordert er unsere Aufmerksamkeit heraus? Hat er eine Geschichte zu erzählen?
Und schon sind wir nach unserem Rundgang wieder vor dem Hauptgebäude des KOG angekommen, und stehen vor Ingo Glass‘ „Schwere Stunde des Strebepfeilers“. Die Plastik mutet an wie ein Hybrid zwischen menschengeformter Häuserfassade und grünbelassener Natur – durch einen Ausschnitt scheint sich der Efeu ans Tageslicht zu drängen.

Am 2. und 3. August 2019 erklingen auf der „Grünen Bühne“ neben dem Kunstforum Ostdeutsche Galerie Klassik-, Jazz-, Hiphop- und Blues-Klänge. Regensburg feiert im Stadtpark die REWAG-Klassik im Park (am 2.8.19 ab 18 Uhr) und die 15. REWAG-Nacht in Blau (am 3.8.19 ab 17 Uhr) – mit Freiluft-Workshops, Musik, weiß-gedeckten Tischen und Gastronomieständen, Museumsführungen und Kunst im Grünen.
Die aktuelle Ausstellung im KOG „Katharina Sieverding. Deutschland wird deutscher“ läuft noch bis 8. September 2019.
Abb. ganz oben: Hans Joachim Albrecht, Großer Kopf, lauschend, 1999 Stahl, Leihgabe des Künstlers © Hans Joachim Albrecht, VG Bild-Kunst, Bonn 2019. Foto: Kunstforum Ostdeutsche Galerie / Gabriela Kašková
Gastbeitrag von Jennifer Schulte, KOG Regensburg