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Kunst in Burghausen - die neue Dauerausstellung des Stadtmuseums Burghausen

Die Einsamkeit hat bald ein Ende! Das Reitpferd des Heiligen Georgs wird montiert, Foto: Stadtmuseum Burghausen
Foto: Stadtmuseum Burghausen
Foto: Stadtmuseum Burghausen
Foto: Stadtmuseum Burghausen
Foto: Stadtmuseum Burghausen

Was macht das Pferd ohne seinen Reiter, in diesem Fall den heiligen Georg? Nun, es musste sich erst einmal an seinen neuen Platz gewöhnen, nachdem es etliche Jahre im Verborgenen lebte. Denn das Stadtmuseum Burghausen räumte 2012 für die Bayerisch-Oberösterreichische Landesausstellung seine Dauerausstellung und lagerte die Exponate ein. Seit 2016 werden sukzessive vier Geschosse mit spannenden Themen eröffnet. Nach dem Leben auf der Burg im Spätmittelalter und der Stadtgeschichte erfahren die Besucher ab April 2019 auf 330 Quadratmetern Wissenwertes rund um die Kunst in Burghausen.

Als Familienresidenz der Herzöge von Bayern-Landshut und später als Sitz eines von vier bayerischen Rentämtern beherbergte Burghausen stets zahlungskräftige Auftraggeber. Landesherr, Klerus, Adel und Bürgertum ließen Bauwerke errichten, Kirchen ausstatten und Porträts von sich malen. So verwundert es nicht, dass es in Burghausen stets Maler, Bildhauer, Baumeister, Steinmetze und Maurer gab, seit dem Ende des 16. Jahrhunderts kontinuierlich zwei Malerwerkstätten und eine Bildhauerwerkstatt.

Das Streben der Reichen Herzöge von Niederbayern nach Macht und Repräsentation äußerte sich in der Beauftragung von Baumeistern und Künstlern zum Ausbau der mächtigen Burganlage mit ihren Kapellen im Spätmittelalter. Die Burghauser Burgbauhütte erlangte Strahlkraft als wichtige Ausbildungsstätte für den Festungsbau. In der Barockzeit errichteten die Orden der Jesuiten, der Kapuziner und der Englischen Fräulein Niederlassungen in Burghausen. Der Klerus und die Orden erteilten Aufträge für die Ausstattung der zahlreichen Kirchen und Klöster. Mit dem Bürgertum und dem in der Regierung tätigen Adel gab es in Burghausen einen weiteren Kreis von Auftraggebern. Sie wünschten Porträts, die ihre Bedeutung, ihren Reichtum oder sozialen Aufstieg dokumentierten.

Von 1756 stammen die ersten in Burghausen überlieferten Porträts, die den Burghauser Bürgermeister und Stadtrichter Johann Anton von Manner und seine Frau Maria Rosina zeigen. Die Bildnisse malte der wohl bedeutendste Künstler Burghausens in der Zeit des Barock: Johann Nepomuk della Croce (1736-1819). Von ihm heißt es, er habe insgesamt über 5.000 Porträts gefertigt. Vermutlich ist die Zahl zu hoch gegriffen, doch war der Maler einer der gefragtesten Porträtisten seiner Zeit im Raum von Passau bis Trient und von Neuburg an der Donau bis Linz. So lag es nahe, nach der Abteilung über die Auftraggeber von Kunst in Burghausen diesem Künstler einen eigenen Bereich in der Ausstellung zur Burghauser Malerei zu widmen.

An Selbstbewusstsein schien es Johann Nepomuk della Croce nicht zu mangeln. Als er sich 1756 als 20-jährige Malergeselle beim Burghauser Bürgermeister von Manner als Anwärter auf eine frei gewordene Malergerechtigkeit vorstellte, fertigte er zugleich die Porträts des Bürgermeisters und seiner Frau - vermutlich um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Einige Jahre später gab er sein Probegemälde ab, das ein Maler für die Aufnahme in die städtische Bürgerschaft anfertigen musste, übrigens nach mehreren Mahnungen des Stadtrats. Darin porträtierte sich della Croce selbst, erkennbar an seinem markanten Muttermal im Gesicht.

Nach dieser Abteilung betritt der Besucher einen besonderen Raum: das spätgotische Kreuzrippengewölbe, das die Werke der Burghauser Bildhauer ins rechte Licht setzt. Blickfang ist hier der heilige Georg auf dem Pferd, der den Drachen tötet. Er stammt von Johann Georg Lindt, dem bekanntesten Burghauser Bildhauer des Barock, der es für die Pfarrkirche von Eggstätt im Chiemgau fertigte. Nach dem Abriss der Kirche um 1855 fand die Figurengruppe ihren Platz im Giebel eines Bauernhauses, was die teilweise fehlende Farbfassung erklärt.

Wie bei der Abteilung Stadtgeschichte wird auch die Kunstgeschichte Burghausens bis in die Gegenwart fortgeführt. Das 20. Jahrhundert hatte mit drei hier ansässigen „Künstlerfürsten“ und nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Gründung einer überregional bedeutenden Künstlergruppe eine Kunstszene vorzuweisen, die sich in der Sammlung des Stadtmuseums niederschlug. Eine Auswahl wird nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute führt die Stadt Burghausen die Tradition der „Kunststadt“ mit Ausstellungsorten für moderne Kunst und Fotokunst sowie Kunst im öffentlichen Raum fort. Auch zu diesem Thema erhält der Besucher in der neuen Ausstellung im Stadtmuseum einen interessanten Überblick.

Fast schon ein Markenzeichen des Stadtmuseums Burghausen sind die interaktiven Stationen, die dem Besucher auf unterhaltsame Weise analog und digital Wissenwertes aus der Welt des Spätmittelalters oder zur Burghauser Stadtgeschichte vermitteln. Auch in der neuen Abteilung war es der Anspruch, für die ganze Familie Themen der (Burghauser) Kunst spannend aufzubereiten: Freskomalerei - Wie kommt eigentlich das Fresko an die Kirchendecke? Porträtmalerei – was bedeutet die Rose in der Hand der Bürgersfrau? Oder was machen eigentlich Fassmaler?

Stadtmuseum Burghausen

Burg 48, 84489 Burghausen

Tel. 08677/65198

stadtmuseum​(at)​burghausen.de (öffnet Ihr E-Mail-Programm)

www.burghausen.de/stadtmuseum (externer Link, öffnet neues Fenster)

Öffnungszeiten 2019: 15. März – 31. März und 7. Oktober – 3. November täglich 10.00-16.00 Uhr 1. April – 6. Oktober täglich 9.00-18.00 Uhr

Abb. ganz oben: Foto: Stadtmuseum Burghausen